Trekking in Sikkim und Darjeeling
Ein Bericht über eine 4-wöchige Reise in den Nordosten Indiens
(vom 14. Mai bis 10. Juni 2000) Teil 9.
Rede des Dalai Lama zur Bedeutung des Mantra: OM MANI PADME HUM
Dzongri Trek I Planung |
Auf Empfehlung unseres Hotels ging wir zu Wisdom Tours & Travels um uns nach einer geeigneten Trekking Tour zu erkundigen. Das Büro befindet sich direkt neben der Tourist Information auf der M.G.Marg, der Hauptstraße Gangtoks. Büro ist eigentlich nicht der richtige Begriff für diesen fünf qm Raum, denn die Einrichtung bestand nur aus einem Schreibtisch mit Stuhl, einer Bank und ein paar Bildern an den Wänden. Eine der ersten Fragen bezog sich auf die Dauer unseres geplanten Treks, und als wir begannen unsere verbleibenden Tage zu notieren, mussten wir mit Schrecken feststellen, das unser Urlaub schon fast vorbei war. Es blieben uns leider nur noch fünf Tage für den Trek, und wir beschlossen folgende Route: Gangtok, Yuksam, Tshoka, Dzongri, Tshoka, Yuksam und dann weiter nach Kalimpong. Wir hätten gerne einen längeren Trek unternommen, doch sollte unsere Abreise zurück nach Deutschland auch nicht zu hektisch werden. Der Preis von 40$ pro Person und Tag erschien uns angemessen für ein all-inklusiv Paket (Anreise, Unterkünfte, Verpflegung, Träger, Führer, Gebühren usw.), wir wurden uns einig. Zuerst musste das Reisebüro für uns ein spezielles Visum, das "Restricted Area Permit", beantragen und wir waren etwas erstaunt, das dies auch für eine Reisegruppe von nur zwei Personen möglich ist, da in vielen Reiseführern (z.B. lonley planet) von einer Gruppengröße von mindestens vier Personen die Rede war. Generell kann man sagen, das die Permits zwar notwendig sind, da sie immer und überall kontrolliert werden, aber die Beantragung kein wirkliches Problem darstellt. Wir nutzten den nächsten Tag um Gangtok und seine Umgebung noch etwas zu erkunden (siehe: Gangtok II - Ausflüge), doch dann begann der Trek endlich. |
Start |
Unser Führer holte uns wie vereinbart am Morgen pünktlich vom Hotel ab. Der Fond des Jeeps war schon mit diversen Ausrüstungsgegenständen und Lebensmitteln gefüllt, als uns der Fahrer half unsere vollgepackten Rucksäcke zu verstauen. Unser Führer für die nächsten Tage war Herr Thupten Tsering, ein Inder tibetischer Abstammung, dessen Alter wir auf Ende 30 schätzten. Herr Thupten war von Anfang an angenehm zurückhaltend und höflich, und sehr um unser Wohlergehen besorgt. Auch wenn der Trek jetzt schon viele Wochen vorbei ist, sind Sabine und ich uns immer noch einig, wir hätten keinen besseren Führer haben können und Herrn Thupten verdanken wir die schönsten und interessantesten Tage unseres Urlaubs. Auf der Fahrt wurde wenig geredet, aber Herr Thupten beantwortete unsere Fragen zur Strecke und Umgebung detailliert und ausführlich. Während des Mittagessens in Naya Bazaar/Jorethang, mussten wir sowohl Fahrzeug als auch Fahrer wechseln, da unserm bisherigen Fahrer für den Rest der Strecke eine "Genehmigung" fehlte. Sabine musste sehr bald feststellen, das Herr Thupten es scheinbar nicht gewohnt war, direkt mit Frauen zu sprechen, denn egal wer von uns eine Frage stellte, die Antwort erhielt immer ich. Erst am Ende unseres Treks konnte sich Sabine auch in meiner Abwesenheit mit Herrn Thupten unterhalten. |
Gangtok-Yuksam |
Auf unserer Fahrt von Gangtok nach Yuksam entlang der Flüsse Teesta und Rangit, sahen wir auch einige Staudämme und Wasserkraftwerke, diese Projekte der National Hydroelectric Power Corporation - NHPC werden sowohl von der Bevölkerung als auch von Umweltschutzorganisationen sehr skeptisch beobachtet. Die erzeugten Energiemengen werden zwar dringend benötigt, diese aus wirtschaftlicher Sicht notwendigen Projekte bedingen jedoch umfangreiche Eingriffe in die Natur und das Ökosysteme. Auch religiöse Gruppierungen haben speziell gegen das Rathong River Projekt protestiert, da sehr viele heilige Stätten von den Bauarbeiten betroffen waren. Einen leerstehenden Häuserkomplex mit ca. 20 Gebäuden der vermutlich Teil dieses Projektes war, haben wir später in Yuksam gesehen. Sabine: Nach einer kurzen Rast in Tashiding kamen wir am frühen Nachmittag endlich in Yuksam an und bezogen sogleich unser Zimmer im Hotel "Wild Orchid". In Yuksam endet die Strasse und hier beginnt die "Restricted Area", also das Gebiet, welches nur noch mit einem Spezial-Visum, dem Innerline Permit, betreten werden darf. In Yuksam beginnt auch der Kanchendzonga National Park - KNP . Eine wichtige und aus unserer Sicht sehr heikle Frage stand immer noch unbeantwortet im Raum: Wie viele Personen gehen mit uns und Tragen die Träger auch unser Gepäck? Es stellte sich heraus, daß neben Sabine und mir, unser Führer, zwei Träger sowie ein Koch unsere kleine Expedition begleiten würden, also insgesamt sechs Personen. Wir wurden gebeten unserer Ausrüstung für die nächsten Tage in einem Rucksack zu verstauen, der andere wurde in unserem Hotel deponiert. Der Gedanke, das in den nächsten Tagen Träger unsere Ausrüstung transportieren würden, war schon sehr komisch, und es dauerte eine ganze Weile bis wir diese Aufgabenverteilung wirklich akzeptierten. Sabine: Strecke: 70-80km / ca.5 Std. mit dem Jeep / Zielhöhe ca. 1780m |
Yuksam-Tshoka |
Der Dzongri Trek wird seit einigen Hundert Jahren von Hirten und ihren Yak Herden benutzt um auf die Weiden oberhalb 3000m Höhe zu gelangen. Der erste Europäer nutzte 1890 den Trek auf dem Weg zum Guicha La und im Jahr 2000 waren wir dran. Nach etwa einer halben Stunde hatten wir das Dorf hinter uns gelassen und einen letzten Checkposten passiert. Wir überquerten einige Hängebrücken, welche mit Gebetsfahnen geschmückt waren, und langsam ging es bergauf, 1200 Höhenmeter lagen bis Tshoka noch vor uns. Der Koch und die Träger starteten hinter uns, doch nach wenigen Stunden hatten sie uns überholt. Ihre Ausrüstung bestand aus einem geflochtenen Tragekorb gefüllt mit allem Notwendigen für sechs Personen: Kochgeschirr, Töpfe, Pfannen, Lebensmittel, unserem Rucksack und oben drauf noch ca.30-40 Eier. Der Korb wurde mit einem Riemen über der Stirn transportiert und an den Füßen trugen sie Badeschlappen. An diesem ersten Tag überraschte uns das Überholen noch ein wenig, doch es sollte zu einem täglichen Ritual werden. Gegen Mittag machten wir an einem Brückenkopf Rast und unsere Begleiter begannen sofort mit der Zubereitung eines vier-Gänge Menüs. Nach etwa einer halben Stunde wurde serviert: Suppe als Vorspeise; Chowmein mit Fried Noodles; etwas Rohkost und natürlich ein Nachtisch. Auch an den folgenden Tagen genossen wir das leckere Essen in vollen Zügen und Sabine vermutet, daß dies der einzige Trek sei auf dem man zunehmen könne. Der weitere Weg führte durch eine urwaldartige Landschaft mit Orchideen und fleischfressenden Pflanzen. Wir begegneten bis Tshoka nur wenigen Leuten und langsam gewöhnten wir uns auch an unseren Führer, der die vielen Fragen zu Fauna, Flora, Religion, Landschaft und Lebensgewohnheiten ruhig und detailliert beantwortete. Dieser Streckenabschnitt war zwar körperlich recht anstrengend, doch da wir, außer einem kleinen Rucksack, keine Lasten zu tragen hatten, konnten wir uns ganz auf die Landschaft konzentrieren und genossen die unbeschwerte Art der Fortbewegung. Wir kamen am frühen Nachmittag, bei trockenem Wetter in Tshoka an und quartierten uns gleich in der privaten Trekkers Hut ein. Diese Hütte, gleich am Anfang der Siedlung, ist erst einige Jahre alt und in sehr gutem Zustand. Sie befindet sich gegenüber der staatlichen Hütte und man erkennt sie an ihrer grünen Farbe. |