Trekking in Sikkim und Darjeeling
Ein Bericht über eine 4-wöchige Reise in den Nordosten Indiens
(vom 14. Mai bis 10. Juni 2000) Teil 10.
Dzongri Trek II Tshoka |
Tshoka ist eine kleine tibetische Siedlung, die nur im Sommer bewohnt wird, mit nur wenigen Häusern und einer kleinen Monastery. Die Schwester unseres Führers lebt hier mit ihren Tieren und wir durften sie in ihrem Haus besuchen. Sie war gerade mit der Butterherstellung beschäftigt, als wir sie in ihrer Küche trafen. Später am Abend besuchten wir ihr Haus noch einmal um "Chang" - selbstgebrautes Bier - zu probieren. |
Außer den wenigen Gebäuden hat das Dorf auch noch einen kleinen heiligen See zu bieten. Die Dorfbewohner waren gerade damit beschäftigt, aus großen Baumstämmen eine neue Brücke über den See zu bauen, als wir uns im Dorf etwas umsehen wollten. Die Stämme wurden weiter oben im Wald geschlagen und dann einfach den steilen Abhang zum Dorf herunter geschleift. Hier direkt am See wurden sie dann weiterverarbeitet und zu einer kleinen Personenbrücke zusammengefügt. |
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Von hier hatten wir zum Teil sehr gute Sicht auf die beeindruckenden Berge der Umgebung, aber auch zurück in Richtung Yuksam. Tshoka gefiel uns sehr gut, und das obwohl es während unseres Aufenthalts öfters regnete. Die Dorfbewohner strahlten eine angenehme Zufriedenheit aus und die Yak Herden, welche durch das Dorf getrieben wurden, vervollständigten noch diese Idylle. Dass es sich hier nicht um eine wirkliche Idylle handelt und die Bewohner sowohl mit ökologischen wie auch wirtschaftlichen Problemen kämpfen war uns klar, nichtsdestotrotz genossen wir unseren Aufenthalt in Tshoka. Sabine: Bisher waren wir auf unsere Reise von Insekten aller Art verschont geblieben. Sabine hatte zwar viel über "Leeches" (Blutegel) gelesen, aber bisher noch keinen einzigen gesehen und das sollte auch, bis auf eine kleine Ausnahme, für den Rest des Urlaubes so bleiben. Leider wurden wir in Tshoka von Mücken unbekannter Spezies heimgesucht und Sabines Beine waren noch Wochen nach unserem Urlaub entstellt. Die Stiche juckten erbärmlich und nach ein paar Tagen bildeten sich kleine Blasen, auf eine detailliertere Beschreibung möchte ich hier lieber verzichten. Wer jetzt über ein mögliches Malariarisiko nachdenkt, dem sei gesagt, daß speziell in Sikkim und allgemein in Höhen über 2000-2500m die Ansteckungsgefahr gegen Null geht. |
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Wie schon gesagt besuchten wir das Haus von Thuptens Schwester an diesem Tag ein weiteres mal, "Chang" (auch Thomba genannt) ein selbstgebrautes Bier stand auf der Speisekarte.
Genaue Mengenverhältnisse und Gärzeiten haben wir dem The Lhasa Moon Tibetan Cookbook entnommen. Sabines erster Versuch dieses Rezept in Deutschland umzusetzen war vielversprechend, aber leider nicht genießbar. Der zweite Versuch war sehr erfolgreich, die Mischung stimmte und nach einer Woche konnten wir das Ergebnis kosten. Die Kommentare reichten von "Interessant", "Mal was Anderes", "Gar nicht so schlecht" bis zu "Erinnert mich irgendwie an Patex®", "Riecht nach Ethanol". Es steht jedoch fest, dass das Getränk alkoholhaltig war und wir den Genuss auch am Tag danach nicht bereut haben. Sabine: Chang wird in Bambus-Bechern serviert, mit heißem Wasser aufgegossen und durch einen speziellen Strohhalm getrunken. Sabine und ich wurden gut mit Chang versorgt, und es folgte Aufguss auf Aufguss dieses interessanten Getränkes. In der Hütte hatte sich mittlerweile das halbe Dorf versammelt und außer Chang wurde auch eine andere, uns gänzlich unbekannte, klare, alkoholische Flüssigkeit konsumiert und obgleich wir kein Wort verstanden, fühlten wir uns sehr wohl. Spätere Recherchen ergaben, daß es sich bei dem alkoholischen Getränk eventuell um Arrak (Branntwein aus Reis oder Kartoffeln) gehandelt haben könnte. Die Nacht war sehr klar und kalt und man konnte sogar die Lichter von Darjeeling in der Ferne erkennen. Wir wurden gegen 5:30 Uhr mit einem "Early Morning Tea" begrüßt und um Punkt 6:00 Uhr gab es Frühstück, welches wir im Freien vor der Hütte einnahmen. Das Frühstück bestand aus Tee oder Kaffee, Eiern in unterschiedlichster Ausführung, Brot, Marmelade, Käse und variierte jeden Tag. Wir hatten wieder Glück mit dem Wetter, denn es war zwar noch leicht bewölkt, doch es schien ein guter Tag zum trekken zu sein. Nachdem wir unsere Schlafsäcke und sonstigen Ausrüstungsgegenstände wieder verstaut hatten, begann der Aufstieg Richtung Dzongri. |
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Tshoka - Dzongri |
Auch an diesem Tag mussten etwa 1300 Höhenmeter Anstieg bewältigt werden. Langsam bemerkten wir die Auswirkungen der zunehmenden Höhe und wir waren froh, dass wir nur unseren Tagesrucksack tragen mussten. Je höher wir kamen, desto mehr blühende Rhododendrenbüsche sahen wir, denn ein Höhenunterschied von etwa 1000m bewirkt eine Verschiebung der Vegetationsphasen um etwa 1 Woche. Herr Thupten kannte jede Abkürzung und in den Fällen, in denen Sabine oder ich an der Spitze gingen, war der Ruf "Shortcut" (Abkürzung) eine klare Aufforderung, doch den kürzeren, aber meist steileren Weg zu nehmen. Wie ich schon in der Einleitung dieses Berichts sagte, sind Sabine und ich recht sportlich und unser übliches Wandertempo ist mit der Geschwindigkeit so manches Nidda-Joggers vergleichbar, so dass wir sehr froh darüber waren, daß unser Führer ein ordentliches Tempo vorlegte. (Die Nidda ist ein Fluß in Frankfurt und entlang des Ufers verläuft eine auch bei Außenministern sehr beliebte Laufstrecke.) Wir machten zahlreiche Pausen und entdeckten sehr unterschiedliche und zum Teil recht eigenartige Pflanzen, doch leider konnte ich mir deren Namen nicht merken, aber bei einigen wird es sich um spezielle Rhododendrenarten gehandelt haben. Sabine: Gelegentlich trafen wir auf einzelne Personen und Herr Thupten nutzte die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch, es schien als ob er jeden Menschen hier persönlich kannte. Gegen Mittag erreichten wir Dzongri, ob der Höhe schon etwas atemlos. |