Trekking in Sikkim und Darjeeling

Ein Bericht über eine 4-wöchige Reise in den Nordosten Indiens
(vom 14. Mai bis 10. Juni 2000) Teil 15.

Indiens Flagge

Delhi II
Monsun

Monsun in Delhi

Kaum hatten wir McDonald's, diese Stätte amerikanischer (Ess-) Kultur, verlassen, wurde wir doch noch Zeugen einer speziellen indischen Wetterlage. Monsun kommt aus dem arabischen und bedeutet Jahreszeit, aber eigentlich müsste es Jahreszeiten heißen, denn es handelt sich um ein großräumiges Windsystem mit halbjährlichem Wechsel der Windrichtung: Der Sommer-Monsun bringt die Regenzeit, der Winter-Monsun Trockenheit. Wir hatten uns also nur wenige Meter von unserer vollklimatisierten Oase entfernt, als sich die Sonne verdunkelte, der Wind auffrischte und kurze Zeit später gewaltige Wassermassen vom Himmel fielen. Das war also der Anfang dieser von vielen ersehnten, von einigen gehassten Jahreszeit. Wir hatten schon im Fernsehen Monsun-spezifische Reklame für Regenmäntel gesehen, doch jetzt standen wir mittendrin und unser Schirm half uns bei diesem Wind auch nicht weiter. Die Arkaden des Connaught Circus boten uns zwar Schutz, doch kannten wir die Geschäfte hier mittlerweile auswendig. Die Strassen waren in wenigen Minuten knöcheltief überflutet und nur mit geeigneten Hilfsbrücken, z.B. aus Cola-Kisten, war das überqueren der Strassen trockenen Fußes noch möglich. Wir wollten eigentlich in den letzten Stunden in Delhi noch was von der Stadt und ihren Einwohnern sehen, doch hatten wir nicht vor dies klatschnass zu tun.

Genau im richtigen Augenblick bemerkten wir einen Eingang zum unterirdischen Bazar. Wir hatten zwar von diesem Markt unterhalb des Connaught Circus gelesen, doch waren uns die zahlreichen Eingänge bisher nicht aufgefallen. Der Palik Bazaar ist ein weitverzweigtes, dunkles Labyrinth, eine Stadt unter der Stadt. Hier gibt es alles zu kaufen, ein Stand folgt dem anderen und speziell Textilien und Schmuckgegenstände werden angepriesen. Wir liefen ziellos durch die Gänge, ließen uns treiben und bemerkten, dass auch hier unten Monsun war: Überall tröpfelte es von der Decke, kleine Rinnsaale und Pfützen bedeckten die Wege und die Luft war noch feuchter als auf dem Connaught Circus. Ich kann nicht genau sagen wie lange wir hier unten waren, aber da die angebotenen Waren nicht ganz unseren Geschmack trafen, beendeten wir unseren Ausflug in den Keller der indischen Hauptstadt nach etwa einer Stunde.

 

Fahrt zum Flughafen

Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen und wir beschlossen langsam zu unserem Hotel zurück zugehen. Obwohl bis zu unserem vereinbarten Termin noch 45 Minuten vergehen sollten, wartete unser Taxifahrer schon ganz ungeduldig vor dem Hotelgebäude. Ohne Eile betraten wir unser Hotel ein letztes Mal, um uns vor der endgültigen Abreise noch etwas frisch zu machen. Während wir uns noch eine letzte Kanne Tee genehmigten, bemerkten wir an den Wänden des Frühstückraums starke Wasserschäden. Wenn dieser kurze, aber heftige Regen schon solche Schäden hervorrief, wie sollte dann das Hotel den gesamten Monsun überstehen? Da wir weder Zeit noch Lust hatten dieser Frage weiter nachzugehen, baten wir den Mann an der Rezeption unser Gepäck bringen zu lassen. Wir verabschiedeten uns kurz und unser Taxifahrer begann sogleich das Gepäck im Kofferraum seines Wagens zu verstauen. Während der Fahrt durch das nachmittägliche Verkehrschaos ergaben sich noch zwei für Delhi typische Situationen. Beide Ereignisse dauerten jeweils nur wenige Sekunden, doch blieben sie uns bis heute in Erinnerung:

  • Da es immer noch sehr schwül war, beneideten wir die reichen Inder um ihre vollklimatisierten Karossen deutschen Ursprungs, uns blieb nur das Fenster soweit wie möglich zu öffnen. An einer der vielen Ampeln musste unser Taxi halten und ein kleines Mädchen kam an das offene Fenster und bettelte. Sie war ca. 8 Jahre alt und bat in fast babylonischer Sprachenvielfalt um Brot. Sie sagte sie habe keine Eltern und sei sehr hungrig. In Erinnerung blieb uns aber vor allem der kleine fast verhungerte Junge, den sie auf dem Arm trug. Unser Taxifahrer belächelte die ganze Situation, und als die Ampel auf grün sprang und der Fahrer wieder losfuhr verschwanden die Kinder im dichten Verkehr.
  • Ich bemerkte ES zu erst, doch dachte ich es handele sich um eine Art Skulptur aus Marmor. Je näher wir kamen um so deutlicher wurde jedoch meine Fehlbeurteilung. Die mehrspurige Strasse in Richtung Flughafen wird in der Mitte von einem Grünstreifen unterteilt und genau auf diesem Stück Wiese lag ES: grau, groß, tot und auf dem Rücken. Ein indisches Rind, eine heilige Kuh Mit diesem Link verlassen Sie diese Homepage , verendet auf dem Weg zum Flughafen, aufgebläht durch die Gase im Inneren des Körpers, die Beine in den Himmel streckend und unbeachtet von der Außenwelt, einfach bemerkenswert finde ich.

Wir hatten mit unserem Taxifahrer ja schon am Tag zuvor einen festen Preis vereinbart, so dass es beim Bezahlen keine Diskussionen geben sollte, doch war dies auch die letzte Möglichkeit angerissene Geldscheine los zu werden. Unser Fahrer nahm die beschädigten Scheine aber problemlos entgegen und als kleines Dankeschön überließen wir ihm unseren Regenschirm, der seit Darjeeling unser ständiger Begleiter war. Eigentlich könnte der Bericht hier enden, doch leider gab es während des Heimflugs noch eine kleine lebensmitteltechnische Katastrophe.

 

Heimflug

Gulf Air A320-200

Der Check-In in Delhi war unproblematisch und unser Flug startete planmäßig. Schon während unseres Zwischenstops in Abu Dhabi merkte Sabine, dass mit ihrem Magen etwas nicht stimmt. Wir rekonstruierten den Tagesablauf und kamen zu dem Schluß, daß einzig das Wasser auf dem Flug von Delhi Schuld an ihrer Übelkeit sein konnte. Ihr Zustand verschlechterte sich von Minute zu Minute und als wir wieder das Flugzeug betraten ging es ihr wirklich nicht gut. Zum Glück war der Flug nicht ausgebucht, so daß sie es sich bequem machen konnte, doch Toiletten an Bord eines Flugzeugs werden dadurch auch nicht einladender. Ihr Zustand verschlechterte sich weiter: Übelkeit im Sitzen, Übelkeit auf dem Weg zum Klo, Übelkeit auf dem Klo und Übelkeit auf dem Weg vom Klo. Unsere Reiseapotheke befand sich, wie ihr vielleicht schon vermutet habt, gut verstaut in unseren Rucksäcken. Jetzt hatten wir also vier Wochen in Indien ohne gesundheitliche Probleme überstanden, hohe Berge erklommen, indische Taxis überlebt, uns an Stromausfälle und buddhistische Mönche gewöhnt, die Vorzüge des Early Morning Tea kennengelernt, doch das alles wurde jetzt von Sabines Magenverstimmung überschattet. Wie schon auf dem Hinflug hatte uns das Reisebüro falsche Ankunftszeiten genannt, so dass wir nicht damit rechneten am Flughafen abgeholt zu werden. Zum Glück hatte Swantje, unsere Abholerin, auf den Videotext-Seiten des Flughafen Frankfurt unsere tatsächliche Ankunftszeit gefunden und stand nun doch am Gate. Der Anblick ihrer Freundin weckte in Sabine die noch übriggebliebenen Lebensgeister und unsere Reise endete doch noch mit einem kleinen Happy End. Danke Swantje!
P.S.
Durch die Einnahme von Tanacomp verbesserte sich Sabines Zustand recht schnell und nach zwei Tagen konnte sie wieder normal essen.


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